RKI - Influenza - Virus und Erkrankung (2024)

Welche saisonalen Grippeviren kommen bei Menschen vor?

Die saisonale Influenza wird seit Jahrzehnten von insgesamt vier Influenza-Subtypen oder -Linien verursacht: Bei Influenza Typ A die beiden Subtypen H1N1 und H3N2 (siehe "Wofür steht das H und N bei Influenza A-Viren?"), außerdem die beiden Influenza-B-Linien B-Victoria und B-Yamagata. Seit März 2020 wurden weltweit keine Influenza B-Viren der Yamagata-Linie mehr nachgewiesen. Ob sich diese Linie nochmals als saisonal zirkulierende Influenzaviruslinie wie vor der COVID-19-Pandemie etablieren kann, wird derzeit weltweit genau beobachtet. Von den Subtypen bzw. Linien zirkulieren weltweit verschiedene Varianten. Von Saison zu Saison unterscheidet sich, welche Gruppe – und welche Variante davon – am häufigsten vorkommt. Referenzlaboratorien auf der ganzen Welt, in Deutschland das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren im RKI, untersuchen kontinuierlich die zirkulierenden Influenzaviren und übermitteln ihre Ergebnisse an die Weltgesundheitsorganisation. Die WHO empfiehlt auf dieser Basis die voraussichtlich am besten passenden Varianten der vier Virusgruppen für den Influenza-Impfstoff der kommenden Grippesaison (siehe Häufig gestellte Fragen zur Grippeschutzimpfung). Welche Varianten besonders häufig zirkulieren und ob sich der Anteil bestimmter Varianten im Verlauf einer Saison ändert, kann z.B. unter https://nextstrain.org/flu/seasonal/h3n2/ha/2y beobachtet werden. Die Daten für solche Analysen werden unter anderem vom Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren für Deutschland bereitgestellt.

Stand: 18.09.2023

Wofür stehen das H und das N bei Influenza A-Viren?

Die Oberfläche von Influenzaviren ist von den Proteinen Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) bedeckt, mit deren Hilfe das Virus in die Körperzellen eindringt, sich darin vermehrt und die neuen Viren wieder aus der Zelle freisetzt. Vom Hämagglutinin sind 18 Varianten bekannt (H1 bis H18), von der Neuraminidase 11 (N1 bis N11). Die verschiedenen Subtypen der Influenza A-Viren werden nach den Oberflächenproteinen benannt: Die saisonale Influenza wird seit Jahrzehnten durch die Subtypen A(H1N1) und A(H3N2) ausgelöst. Auf elektronenmikroskopischen Aufnahmen von Influenzaviren sind Hämagglutinin und Neuraminidase als Stacheln ("Spikes") auf der Oberfläche zu erkennen, jeder “Stachel“ besteht aus drei H- bzw. vier N-Molekülen. Schematische Darstellungen von Influenzaviren sind unter anderem auf der Internetseite der CDC zu finden.

Stand: 18.09.2023

Wie ist das Krankheitsbild der Influenza?

Die Influenza-typische Symptomatik (influenza-like illness, kurz ILI) ist oft durch einen plötzlichen Erkrankungsbeginn mit Fieber, Muskel- und/oder Kopfschmerzen gekennzeichnet. Häufig kommt etwas später ein trockener Reizhusten dazu. Allerdings erkranken längst nicht alle Infizierten so typisch. Als Faustregel gilt: Etwa ein Drittel der Infizierten erkrankt mit den genannten Symptomen, ein Drittel zeigt eine mildere Symptomatik (wie bei Erkältungskrankheiten) und ein Drittel entwickelt gar keine Symptome. Insbesondere ältere Erkrankte bekommen häufig kein Fieber. Die Krankheitsdauer liegt in der Regel bei fünf bis sieben Tagen, insbesondere der Husten kann aber auch zwei bis drei Wochen anhalten und der gesamte Krankheitsverlauf kann in Abhängigkeit von Komplikationen und Risikofaktoren auch deutlich länger sein. Zu den besonders betroffenen Gruppen siehe RKI-Ratgeber für Influenza.

Influenza-bedingte Todesfälle werden meist durch eine bakterielle Lungenentzündung verursacht, nachdem die Influenzaviren die Lunge vorgeschädigt haben. Es gibt auch virale Lungenentzündungen – in diesen Fällen kann das Influenzavirus direkt und ohne bakterielle Super-Infektion zu einer schweren Erkrankung oder sogar zum Tod führen (siehe auch RKI-Ratgeber für Influenza, Abschnitt Klinische Symptomatik).

Stand: 18.09.2023

Wie steckt man sich mit Influenzaviren an?

Eine Ansteckung erfolgt in erster Linie über Tröpfchen und Aerosole (winzige, in der Luft schwebende Tröpfchen), wenn sie insbesondere beim Sprechen, Husten oder Niesen von Erkrankten ausgeschieden werden und über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute der Atemwege von empfänglichen Personen gelangen. Darüber hinaus ist in geringerem Maße eine indirekte Übertragung auch über Hände und Oberflächen möglich, wenn diese durch virushaltige Sekrete verunreinigt sind und die Viren dann von den Händen auf die Schleimhäute der oberen Atemwege gelangen.

Stand: 18.09.2023

Wie lange dauert es, bis Symptome auftreten und wie lange sind Patienten ansteckend?

Die Inkubationszeit ist sehr kurz und beträgt ein bis zwei Tage. Das ist die Zeitspanne, die durchschnittlich vergeht, bis nach einer Infektion mit Influenzaviren die ersten Symptome wie Fieber oder Halsschmerzen auftreten.

Ein Erkrankter kann prinzipiell andere Menschen infizieren, solange er vermehrungsfähige Viren ausscheidet, wobei die Menge der ausgeschiedenen Viren mit der Stärke der Symptome korreliert, das heißt zu Beginn der Erkrankung mehr und bei nachlassender Symptomatik immer weniger. Dies ist im Mittel nach vier bis fünf Tagen ab Auftreten der ersten Symptome der Fall. Eine längere Ausscheidungsdauer ist aber möglich, vor allem bei Immunsupprimierten und schwerer Erkrankten. Bei Patientinnen und Patienten im Krankenhaus, die häufig chronische Vorerkrankungen und einen schweren Verlauf haben, ergab eine Studie z.B. eine mittlere Ausscheidungsdauer von sieben Tagen. Eine Virusausscheidung schon vor Symptombeginn ist möglich.

Stand: 18.09.2023

Wie kann eine Influenza-Erkrankung diagnostiziert werden?

Wenn während einer Grippewelle hauptsächlich Influenzaviren und keine oder sehr wenige andere respiratorische Viren wie SARS-CoV-2 oder RSV zirkulieren, können Ärzte aufgrund klinischer Merkmale und Symptome relativ zuverlässig die Erkrankung diagnostizieren, ohne dass zusätzliche Labortests durchgeführt werden müssen. Frühzeitige Laboruntersuchungen können aber Therapieentscheidungen unterstützen, wenn sich z.B. Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf vorstellen, die häufig keine typische Influenzasymptomatik, also z.B. kein Fieber entwickeln (z.B. ältere Menschen, Personen mit chronischen Vorerkrankungen wie Diabetes oder Patienten unter immunsupprimierender Therapie). Wichtig ist die Erregerdiagnostik auch bei Menschen im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegeheimen, weil eine rasche Infektionsprävention, z.B. mit frühzeitig eingesetzter antiviraler Post-Expositionsprophylaxe, Ausbrüche in solchen Einrichtungen verhindern bzw. begrenzen kann.

In diesen Fällen können Influenzaviren mit der so genannten PCR-Methode zuverlässig nachgewiesen und charakterisiert werden. Dabei werden charakteristische Abschnitte im Erbgut des Virus nachgewiesen. Zur Diagnose sollte ein Rachen- oder Nasenabstrich möglichst rasch nach Beginn der Erkrankung von medizinischem Personal entnommen und an ein Labor eingesandt werden. Im Rahmen der virologischen Sentinelsurveillance des RKI werden außerdem auch systematisch Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen labordiagnostisch auf verschiedene Erreger untersucht (siehe auch die Fotogalerie zur Influenzavirus-Diagnostik und -Charakterisierung).

In Einzelfällen kann für den behandelnden Arzt eine schnelle Diagnostik durch einen Influenza-Schnelltest (Antigentest) hilfreich sein – etwa, um zu entscheiden, ob ein Patient mit einer Vorerkrankung rasch ein Grippemedikament einnehmen sollte. Wenn der Schnelltest während der Grippewelle positiv ausfällt, kann man davon ausgehen, dass eine Influenzaerkrankung vorliegt (hohe Spezifität). Antigentests erkennen aber nicht zuverlässig alle Influenzaerkrankungen: Wenn das Testergebnis also negativ ausfällt, kann man nicht sicher sein, dass tatsächlich keine Influenzaerkrankung vorliegt (mäßige Sensitivität).

Stand: 18.09.2023

Was bedeuten Mutationen bei Influenzaviren?

Als Mutationen werden Veränderungen im Erbgut bezeichnet, die in unterschiedlichem Ausmaß bei allen Mikroben vorkommen. Bei Influenzaviren können Mutationen besonders leicht entstehen: Sie gehören zur Gruppe der so genannten RNA-Viren, bei denen die üblichen Kopierfehler beim Vermehren der Erbsubstanz nicht repariert werden. Vor allem das Oberflächenmolekül Hämagglutinin (H oder HA) verändert sich stetig in geringem Umfang (Antigendrift, siehe "Was bedeuten das H und das N bei Influenza A-Viren?"). Hämagglutinin ist für die Erkennung durch das Immunsystem entscheidend. Durch die Antigendrift entstehen regelmäßig neue Varianten (siehe auch "Welche saisonalen Grippeviren kommen bei Menschen vor?"), die es erforderlich machen, den Impfstoff gegen die saisonale Influenza für jeden Winter zu überprüfen und gegebenenfalls eine oder mehrere Komponenten neu anzupassen (siehe "Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Grippeschutzimpfung"). Zu Mutationen, die eine Widerstandsfähigkeit (Resistenz) gegen ein Medikament verursachen können, siehe "Welche spezifische Therapie steht zur Verfügung?".

Eine Besonderheit von Influenzaviren ist, dass ihr Erbgut in einzelnen Abschnitten vorliegt. Diese Erbgutsegmente können bei gleichzeitiger Infektion einer Wirtszelle mit zwei unterschiedlichen Influenzaviren ausgetauscht werden. Die entstehenden "Virusnachkommen" können wegen des neuen "Bauplans" im Erbgut andere Kombinationen von (Oberflächen-)Eiweißmolekülen tragen (Antigenshift oder Reassortment).

Die Überwachung der genetischen Eigenschaften von Influenzaviren wird in Deutschland insbesondere im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren durchgeführt, das am Robert Koch-Institut angesiedelt ist. Im ARE-Wochenbericht des RKI wird regelmäßig darüber informiert.

Stand: 18.09.2023

RKI  -  Influenza - Virus und Erkrankung (2024)
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